Urbar des Hofmeisters Heinrich von Rottenburg
1360 ca. (Faksimile 21. Jh.)
„Dizs ist herrn hainrichs gelt von rotenburg Das da ze chastelbel gelegen ist“: Vom Bauhof in Kastelbell mit mehreren Jauch Acker, Tagmahd Wiesen und Manngraben Weingarten zinst Chunrad der Strobel Wein, Weizen, Roggen und Gerste. „Jauch“ (= Joch) bezeichnet die Fläche, die mit zwei Ochsen an einem Tag bearbeitet werden kann; ein Mann kann an einem Tag einen „Manngraben“ mit dem Spaten umstechen oder eine „Tagmahd“ mähen.
Das Urbar verzeichnet die umfangreichen Güter und Einnahmen Heinrichs V. von Rottenburg (um 1343 – um 1400) in Tirol. Die Rottenburger gehörten bis zu ihrem Aussterben 1411 zu den bedeutendsten Ministerialenfamilien des Landes. Sie stellten mehrmals den Landeshauptmann und Burggrafen zu Tirol. Bereits im 14. Jh. legten sie Urbare an, die ihnen einen Überblick über ihren Besitz, die Inhaber der Höfe und Güter und die jeweiligen Abgaben ermöglichten.
Ministerialen oder Dienstmannen waren ursprünglich unfreie Dienstleute geistlicher und weltlicher Herren. Sie dienten vor allem als Verwalter der Güter und stellten die Soldaten zu deren Schutz. Aufgrund der ihnen zugewiesenen Aufgaben und Privilegien, der adeligen Lebensweise sowie passender Heiraten konnten viele Ministerialenfamilien als Freie in den niederen Adel aufsteigen. Durch Grundbesitz, Ämter, diverse Einnahmen und Pfandschaften waren sie oft vermögender als der Landesfürst.
Besonders im Umfeld der Adelsburgen erbauten sich Hofbeamte wie Kämmerer, Kellner (Mundschenk) und Truchsess kleinere Burgen und vergaben selbst Lehen. Um Dorf und Schloss Tirol liegen die Ministerialenburgen Auer, Zenoburg, Brunnenburg, Rubein (inzwischen abgestürzt), Thurnstein und Gratschberg.