Testament des Ritters Erhard von Niederthor
Notariatsurkunde, 9. März 1350
Der im Sterben liegende Erhard von Niederthor vermacht einen Teil seines Vermögens der Kirche, um sich sein Totengedenken zu sichern: Die Marienkirche in Bozen (Stadtpfarrkirche, heute Dom) bekommt jährlich 25 Pfund für seine Jahrmesse. Die Einnahmen aus zwei seiner Höfe erhält ebenfalls die Pfarrkirche Bozen, damit für ihn eine tägliche Messe gelesen wird. Schließlich vermacht er 30 Mark dem Bozner Heiliggeistspital, welches gerade die Jahre des Pesteinfalls gut zu überstehen wusste.
Die Schenkung lässt sich in die außerordentlichen Seelgerätschaften einordnen, zumal durch die Stiftung einer täglichen Messe ein beträchtliches Stiftungskapital notwendig war. Aller Wahrscheinlichkeit nach verstarb Erhard von Niederthor nicht im Heiliggeistspital nahe der Pfarrkirche. Die Zuwendung an das Spital ist unter dem Aspekt der „guten Werke“ zu sehen, welche einen etwaigen Aufenthalt im Fegefeuer zu verkürzen wussten. Die Obsorge um Kranke und Alte floss direkt dem Jenseitsbonus zu.
Literatur
Walter SCHNEIDER, Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420 (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 17), Innsbruck 2003, S. XIV.