Schnalser Gnadenbild
Tirol (?), 14. Jh. (?)
Die aus Holz geschnitzte thronenden Madonna weist auf der Unterseite der Thronbank ein kleines Fach auf, in dem Reliquien aufbewahrt werden konnten.
Die Madonna entspricht noch einem hochmittelalterlichen Typus: Maria trägt auf dem Kopf keine Krone, sondern einen Schleier, am Rücken liegen die gezopften Haarstränge an, über dem bodenlangen Kleid ein vorne geöffneter Mantel. Mit der rechten Hand umfängt sie einen Apfel: Darin erweist sie sich als „neue Eva“. Das Christkind sitzt auf dem linken Knie und langt mit dem Händchen zur Brust Mariens. In diesem Motiv ist auf die Mütterlichkeit der Jungfrau verwiesen, zugleich auf ihre Demut, ihr Kind selbst zu ernähren. Die Form des gekehlten Sockels lässt an eine eher derbe Anfertigung im 14. Jh. denken, doch ist auch eine spätere Entstehung nicht ausgeschlossen.
Die Madonna ist eine Kopie nach dem Gnadenbild in Unsere Liebe Frau in Schnals. Dort ist eine Marienwallfahrt seit 1304 bezeugt. Gnadenbildkopien verfolgen die Absicht, die den Originalen innewohnenden spirituellen Kräfte zu vervielfältigen.