Kraxenträger
Unbekannt (nach Johann Georg Schedler?), Tirol, um 1825
Der Bauer stützt eine Kopfkraxe, eine Rückentrage, bei der ein Teil der Last auf dem Kopf des Trägers ruht. Der am Kopfbrett hängende „Tragriedl“, ein Ring aus einem polsternden Material, dämpft und verteilt den Druck. Mit der Kopfkraxe konnten größere und schwerere Lasten getragen werden, was mehr Verdienst pro Gang bedeutete. Die Last besteht hier aus Butterkugeln. In Blätter und feuchte Tücher verpackte frische Butter wurde über weite Strecken transportiert.
Trachtenstudien waren im 19. Jh. sehr beliebt. Neben den tal- und ortsüblichen Trachten wurden dabei gerne Hinweise auf ortstypische Tätigkeiten gegeben. In mehreren Tiroler Tälern war der Hausierhandel der wichtigste Nebenerwerb der bäuerlichen Bevölkerung: Grödner wanderten etwa saisonal mit Holzspielzeug, Deferegger mit gewebten Decken nach Sachsen und Bayern, sogar nach Frankreich. Hauptsächlich versorgte der gewerbliche Hausierhandel jedoch abgelegene Gebiete der Region mit leicht transportierbarer und verkäuflicher Ware: Kurz- und Eisenwaren, Glas, Geschirr, Lebensmittel wie Butter, Obst, Südfrüchte, u. a.
Diese Studie dürfte einen Bauern aus Tux in Nordtirol darstellen. Im Tuxertal lagen viele Schwaighöfe, Höfe mit reiner Vieh- und Milchwirtschaft. Ackerbau war aufgrund der Höhenlage sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich. Der Verkauf von Butter und Käse ermöglichte den Ankauf von Getreide und anderen Ackerfrüchten.
Das Blatt stammt aus einem Klebe-Album, betitelt als „Costumes of the Tyrol“, mit 36 Trachtenstudien. Diese stehen im Zusammenhang mit Trachtenstichen von Johann Georg Schedler (1777–1866) aus Innsbruck.