Karte von Tirol: „Tyrolis sub sublime regimine Mariae Theresiae rom. imper. aug. chorografice delineata
a Petro Anich et Blasius Hueber Colonis oberperfussianis Curante Ignat. Weinhart Profess. Math. in Univers. Oenipontana. Aeri incisa á Ioa. Erneste Mansfeld Viennae 1774“
Peter Anich, Blasius Hueber, Johann Ernst Mansfeld, Druck Johann Thomas Trattner, Wien, 1774
Die Tirol-Karte von Peter Anich und Blasius Hueber gehört zu den bedeutendsten Leistungen der lokalen Kartographie in der Frühen Neuzeit.
Auf zwanzig Blättern mit insgesamt nahezu fünf Quadratmetern ist ein Gebiet von 26.000 km² im Maßstab 1:103.800 in Gemeinen Deutschen Meilen dargestellt.
Der künstlerische Schmuck von Johann Ernst Mansfeld zeigt links oben (Blatt 1) den Tiroler Adler, die Göttin Diana und drei Putten mit Handelswaren und Bodenschätzen vor der Martinswand, die für die Landschaft Nordtirols steht. Unten bekrönt rechts (Blatt 15 und 20) ein Vexillum den Obelisken mit dem Bildnis Maria Theresias und einem Tiroler Adler, mittig ist die Festung Kofel (Covolo di Butistone) dargestellt (Blatt 19). Vor der Legende für den südlichen Landesteil (Blatt 16) zeigen vier Flussgötter die wichtigen Wasserläufe an. Die 50 Signaturen orientieren sich an der Karte des Königreiches Böhmen von Johann Christoph Müller von 1720. Genaue Wiedergabe findet sich nicht nur in den Flussläufen, sondern auch in den Gletscherzonen. Erstmals sind die etwa 1.000 Almen bezeichnet. Bei den Siedlungen wird zwischen Stadt, Markt, Dorf und einzelnen Wirtshausstationen differenziert. Erfasst werden Kirchen, Kapellen und Burgen, auch Ruinen und solche, die nur in der Sage überliefert sind. Die Verkehrswege unterteilen sich in befahrbare Straßen und Saumwege. Durchaus ungewohnt sind Festungen verzeichnet, dazu historische Kampfplätze.
Die Initiative zur Karte war vom Beamten Joseph von Sperges ausgegangen. Nach der Abberufung nach Wien übertrug er den Auftrag auf Empfehlung des Jesuiten Ignaz Weinhart 1759 an Peter Anich, der nach einer grundsätzlichen neuen Vermessung des Landes die Karte 1762 veröffentlichte. Blasius Hueber schloss 1769 die Arbeiten ab. Die Karte wurde 1770 in Tusche auf Papier gezeichnet und 1774 in Innsbruck veröffentlicht, sie gilt als einer der künstlerisch ausgereiftesten des 18. Jh. Die erste Auflage umfasste 1.000 Stück.
Literatur
Arthur DÜRST, Peter Anich (Ausst.-Kat. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck 11. – 12.1966), Innsbruck 1966.
Anton DURSTMÜLLER d. J., 500 Jahre Druck in Österreich. Die Entwicklungsgeschichte der graphischen Gewerbe von den Anfängen bis zur Gegenwart, o. J. o. O., S. 327.
Max EDLINGER (Hg.), Peter Anich –Atlas Tyrolensis, Innsbruck/Wien/München/Bozen 1981.
Hans KINZL (Hg.), Peter Anich 1723–1766. Der erste „Bauernkartograph“ von Tirol. Beiträge zur Kenntnis seines Lebenswerkes (Tiroler Wirtschaftsstudien 32), Innsbruck 1976.