Eisenvotiv Pranger/Stock
Bozner Gegend / Nonsberg (?), 18. Jh. (?) (Replik 21. Jh.)
Die Eisenfigur wurde als Votivgabe für den hl. Leonhard, Schutzpatron der Gefangenen, angefertigt. Der Gefangene ist mit Halseisen, Handschellen und einem Stock an den Füßen an den Pranger gefesselt.
Der Stock ist eine hölzerne Fessel, bestehend aus mindestens zwei mit Scharnieren verbundenen Holzblöcken, die mit Öffnungen für – je nach Bauart – Hände, Füße, Kopf oder Kombinationen davon versehen sind. Stöcke waren einfacher und billiger herzustellen als eiserne Hand- und Fußschellen. Der Pranger konnte ein eigens dafür vorgesehener Holzpfahl oder eine Steinsäule sein, aber auch eine gut einsehbare Mauer in der Ortschaft. Stock und Pranger kamen alleine oder kombiniert vor allem bei Ehrenstrafen zur Anwendung.
Ehrenstrafen wurden bei geringeren Vergehen verhängt. Sie verletzen nicht Leib und Leben des Verurteilten, sondern dessen Ansehen in der Gemeinschaft. Der Verurteilte wurde dabei durch den Ort geführt oder an den Pranger oder Stock gefesselt öffentlich zur Schau gestellt, was zumeist auf eine Stunde limitiert war. Schrift- oder Bildtafeln, Schandmasken und Schandgeige zeigten das Vergehen an. Die Reaktion der Bevölkerung bestand von Spott und Schmähungen bis hin zu – meist weichen – Wurfgeschossen (faules Obst, Eier, u. a.).
Österreich schaffte das Prangerstehen als Strafe 1848 ab.
Literatur
Heinz MOSER, Die Scharfrichter von Tirol. Ein Beitrag zur Geschichte des Strafvollzuges in Tirol von 1497–1787, Innsbruck 1982, S. 35 und S. 68–71.