Apothekengefäß
20. Jh.
Apotheken stellten bis Anfang des 20. Jh. fast alle der von ihnen verkauften Produkte – Salben, Pillen, Tees und Tinkturen – selbst her. Eine sichere Lagerung und korrekte Identifizierung der verwendeten Rohstoffe waren wichtig, da bei vielen von ihnen die Art der Anwendung oder minimale Mengen den Unterschied zwischen heilender und tödlicher Wirkung ausmachten. Die Drogen wurden in Keramik-, Glas- und Holzgefäßen aufbewahrt und zumeist in lateinischer Sprache beschriftet. Verwendet wurden pflanzliche, tierische und mineralische Bestandteile, u. a. in Form von „Folia“ (Blätter), „S[emen]“ (Samen), „Rad[ix]“ (Wurzeln) und „Pul[vis]“ (Pulver).
Zu den ältesten bekannten Apothekerdosen aus Holz gehören mehrere Exemplare aus der Adlerapotheke (heute Mohrenapotheke) in Krems aus der Zeit um 1500, die zusätzlich zur Beschriftung mit großen Wappen geziert sind.
Die Apothekendose in der Vitrine enthielt laut Aufschrift „Se. cormus“ und ist mit einem schwarzen Wappenadler bemalt. Es handelt sich um eine Nachahmung des 20. Jh. nach dem Vorbild der Kremser Dosen. Die lateinische Bezeichnung ergibt jedoch keinen Sinn, das Wappen wurde aus dem Codex Manesse (14. Jh.) übernommen.
Inschrift: «Se. cormus»
Literatur
Elisabeth HUWER, Das Deutsche Apotheken-Museum. Schätze aus zwei Jahrtausenden Kultur- und Pharmaziegeschichte, 3. Aufl. Regensburg 2016, S. 185 f.
Ottfried NEUBECKER, Heraldik. Wappen – ihr Ursprung, Sinn und Wert, Frankfurt a. M. 1976, S. 116.
Claudia SACHSSE, „Gotische“ Holzdosen: Fälschungen aufgedeckt https://www.deutsches-apotheken-museum.de/sammlung/museumsobjekte/exponate-im-fokus/gotische-dosen (letzter Zugriff 19.11.2021)