Zunfttruhe der Bäcker und Müller von Bozen
Mitte 17. Jh., 1767 erneuert
Die Zunfttruhe war der Tresor der Zunft. Hier verwahrte man Geld aus Gebühren und Strafen und alle die Zunft betreffenden Dokumente wie das Zunftbuch mit den Regeln, die Mitgliederlisten, aber auch Urkunden über Privilegien in Stadt und Land. Dazu kamen Wertgegenstände und besonderes Geschirr, das bei Zusammenkünften verwendet wurde. Normalerweise waren zum Öffnen einer solchen Truhe zwei Schlüssel nötig, die von zwei Meistern verwahrt wurden.
Als wichtiger Zunftgegenstand sind Zunfttruhen so kostbar wie möglich gestaltet.
Diese einfache Truhe ist an den Außenflächen mit einem dunklen Holz furniert und lackiert. Darin sind bemalte Holztafeln eingelassen: auf den Langseiten verweisen jeweils eine herzförmige Brezel und ein Mühlrad auf das Bäcker- und Müllerhandwerk, an den Schmalseiten sind eine Verkündigung an Maria und eine Marienkrönung dargestellt. Die Jahreszahlen „1767“ auf den Bildfeldern der Truhenvorderseite und „1662“ zwischen den Bildfeldern der Rückseite beziehen sich eventuell auf Erneuerungen oder Umgestaltungen.
Das Zunftwesen war ein vor allem städtisches Phänomen. Hier hatte die Zunft das Monopol über ihren Produktionszweig. Waren nicht genug Meister eines Handwerks zur Bildung einer Zunft vorhanden, so schlossen sich mehrere, meist verwandte Handwerke – etwa Bäcker und Müller, Schlosser und Schmiede, Tischler und Zimmerleute – zusammen. In Sterzing waren sogar Tischler, Schlosser, Büchsenmacher, Uhrmacher und Glaser in einer Zunft.
Am Land waren häufig „unzünftige“ Handwerker tätig. Sie waren nicht an die Vorschriften der Zunft gebunden, konnten aber auch keine ihrer Privilegien geltend machen.