Urbar von Schloss Tirol
um 1285 (Faksimile 21. Jh.)
Das Urbar gehört zu den ältesten Tirols. Das Dokument gibt den Besitzstand des Landesfürsten im Burggrafenamt wieder, von Naturns im unteren Vinschgau über Riffian im Passeiertal und Vöran auf dem Tschögglberg bis Gargazon im Etschtal. Ihm gehörten demnach 110 Höfe, 17 Häuser, 9 Mühlen, dazu einzelne Wein- und Baumgärten, Äcker, 14 Vogtei- und Marktrechte und 5 Zehnte.
Der Landesfürst besaß im Burggrafenamt offenbar keine Eigenleute und auch keine abhängigen Güter zur Versorgung seines Hofes. Vielmehr verlieh er Güter direkt an freie Bauern und nutzte Steuern und Abgaben in Naturalien zum Unterhalt von Schloss Tirol und seiner Bewohner, Überschüsse wurden gewinnbringend verkauft. Solange sie ihre Abgaben leisteten, konnten die direkt dem Landesfürsten unterstellten Bauern somit in Eigenverantwortung agieren.
Das Urbar verzeichnete, wer welches Gut bewirtschaftete und welche Abgaben wann zu leisten waren. Art und Menge der Abgaben wurden von der Größe und den Erzeugnissen der Güter bestimmt. Mühlen zinsten z.B. Mehl, Weingärten lieferten Wein, die hochgelegenen, auf reine Viehhaltung spezialisierten Schweighöfe Käse.
Als Abgaben genannt werden neben Geld vor allem Getreide (Roggen, Hafer, Weizen, Gerste), Wein, Eier, Fleischstücke (meist geräuchert), lebende Tiere (wohl für die Küche: Hühner, Lämmer, Kitze, Schweine, Frischlinge), Käse, Brot, Bohnen, Stoff, Holz. Arbeitsdienst leistete nur der Bauer vom Hof „chestenpoumaer“ in Gratsch.
Wichtige Zinstermine waren Georgi (24.4.), Michaeli (29.9.) und Martini (11.11.).
Literatur
Volker STAMM, „Daz ist der Gelt von Tyrol”. Ein unveröffentlichtes Urbar aus dem Nahbereich einer weltlichen Grund- und Territorialherrschaft im 13. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Historische Forschung 35 (2008), Heft 2, S. 189–205.
Josef TARNELLER, Die Hofnamen im Burggrafenamt und in den angrenzenden Gemeinden (Meraner Gegend, Schnals, Passeier, Tschögglberg, Sarntal, Gericht Neuhaus, Gericht Maienburg, Deutschgegend auf dem Nons, Ulten und Martell) I. Teil (Archiv für österreichische Geschichte 100, Bd. 1), Wien 1909, S. 148, Nr. 629.