Schwert
Süddeutschland, 14. Jh
Das Schwert hat eine zweischneidige Klinge mit mittiger Hohlkehle und eine gerade Parierstange mit viereckigem Querschnitt. Im Knauf sind zwei goldtauschierte Kreuzornamente eingelassen. Vom Griff hat sich nur die Angel erhalten, das Heft bestand vermutlich aus einem organischen Material (Elfenbein, Bein, Horn oder Holz).
Die Klinge kombiniert breite Schneidflächen mit einer stabilen, gleichmäßig zulaufenden Spitze. Damit ist sie nicht nur für Hiebe, sondern auch für Stöße geeignet. Die Knaufform erlaubt es, den Stoß mit der zweiten Hand zu unterstützen. Diese Art Schwert ist zum Einsatz gegen Plattenpanzerung geeignet.
Das Schwert wurde beim Bau einer Fußgängerunterführung unter dem Dominikanerplatz in Bozen 1971 gefunden und undokumentiert geborgen. Die Arbeiten hatten die Reste der nördlichsten der 1820 abgebrochenen Seitenkapellen der Dominikanerkirche, der ehemaligen Nikolauskapelle, angeschnitten. Boccio Rossi hatte sie 1345–1350 als Grabkapelle seiner Familie anlegen lassen. Die Florentiner Bankiersfamilie de‘ Rossi ist seit dem 13. Jh. in Bozen ansässig, ihr Name wurde später zu „Botsch“ (nach Boccio Rossi) eingedeutscht. Mit dem Aussterben der Familie 1639–1680 wurde die nun dem hl. Vinzenz Ferrer geweihte Kapelle anderweitig genutzt.
Das Schwert stammt aus dem Bereich um eine gemauerte Gruft. Sicher in der Kapelle bestattet sind Boccio Rossi († 1374), dem die Gruft zugeschrieben wird, und sein Sohn Enrico I. († 1388). Die Grablegen des Sohnes Hanns I. († 1403/12) und der Enkel Biagio († 1420), Georg I. († 1437) und Hanns II. († 1439) sind wahrscheinlich. Auch sie kommen als Besitzer des Schwertes in Frage.