Roncone (Rossschinder)

Italien oder Österreich, 17. Jh.

Der Roncone besteht aus einem eisernen Blatt mit rechtwinkelig gebogener Spitze, einem starken Dorn am Blattrücken und einer achtkantigen Tülle. Das Blatt ist auf einer Seite mit Meißeldekor verziert, zwei gegenständige Reihen von Halbkreisbögen laufen am Klingenrücken entlang. Die zwei Meistermarken sind nicht identifiziert.

Der Roncone (Ital.) oder Kriegsgertel (Süddt./Schweizerisch) ist die Weiterentwicklung eines in Land- und Forstwirtschaft gebrauchten schweren Hackmessers mit gekrümmter Klinge (Südtirol: „Runggl“).

Das in einem Stück geschmiedete Werkzeug, bei dem die Verlängerung der Klinge einen tüllenförmigen Handgriff bildet, war die ideale Bewaffnung kriegspflichtiger Bauern: es ließ sich zur Holzarbeit verwenden, konnte im Bedarfsfall aber auch – auf einem langen Schaft fixiert – als Stangenwaffe dienen. Für rein kriegerische Zwecke wurde das Werkzeug mit zusätzlichen Spitzen aufgerüstet und fix am Schaft montiert.

Der Übername „Rossschinder“ verweist auf die Verwendung besonders gegen berittene Gegner: Die schwere Klinge und der Dorn am Klingenrücken verletzten das Pferd an Bauch und Beinen, die gebogene Klingenspitze holte den Reiter vom Pferd.

Der Rossschinder war im 15. und in der 1. Hälfte des 16 Jh. in Italien, Frankreich und in der Schweiz die Hauptwaffe des Fußvolks.

  • Material & Technik

    Eisen, Holz

  • Maße

    213 cm x 20,3 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700495

    Ankauf Galerie Fischer, Luzern, 2001