Gamsspieß
14./15. Jh.
Der Schaft zu einem solchen Gamsspieß konnte bis zu 6 Meter lang sein.
Die Jagd auf Gämsen und Steinböcke im Hochgebirge war bis zur Entwicklung leistungsstarker, zielgenauer Gewehre eine äußerst gefährliche Sache. Der Jäger oder die Jagdgruppe verfolgte dabei das Gamsrudel in die steilsten, unwegsamsten Berghänge, bis die Tiere nicht mehr ausweichen konnten. Ein Jäger näherte sich nun, um eine Gams mit einem langen Spieß zu erlegen. Er musste dabei nicht tödlich treffen, das Ziel war, das Tier abstürzen zu lassen. Dabei war darauf zu achten, nicht selbst mit in die Tiefe gerissen zu werden. Nicht selten kamen Jäger und Jagdhunde bei der Gamsjagd ums Leben.
Für Kaiser Maximilian (1459–1519), einen begeisterteren Jäger, war die Gamsjagd nicht nur ein herrschaftlicher Zeitvertreib. Sie verlangte Mut, Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit – Fähigkeiten, die ein guter Kaiser haben sollte, und die Maximilian sich und anderen fortwährend demonstrierte. So veranstaltete er häufig Schaujagden auf Gämsen in der Martinswand bei Zirl (Nordtirol). Von der direkt darunterliegenden Burg Martinsbühel hatten adelige Gäste den besten Blick auf die – nicht nur jagdlichen – Fähigkeiten des Herrschers.
Literatur
Wolfgang SCHRÖDER, Schlaglichter aus der Geschichte der Gamsjagd, in: Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt e. V. 49 (1984), S. 65–80, bes. S. 69
(https://www.zobodat.at/pdf/Jb-Verein-Schutz-Bergwelt_49_1984_0065-0079.pdf; letzter Zugriff: 18.11.2021).