Partisane
Böhmen, 1673
Von der Schlacht von Sempach (Schweiz) 1386, als Schweizer Fußtruppen ein Ritterheer vernichtend schlugen, bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges dominierten Söldnerheere mit Stangenwaffen das Kampfgeschehen. Sie ließen sich in großer Zahl, ohne jahrelange Ausbildung und zu geringeren Rüstungskosten aufstellen. Seit der Mitte des 16. Jh. lösten Feuerwaffen zunehmend die Stangenwaffen ab. Leibgarden („Trabanten“) und Offiziere trugen jedoch weiterhin reich verzierte Exemplare als Paradewaffen und Amtssymbole.
Die Partisane (ital. „partigiano“ = „Parteigänger“) ist ein Spieß mit breiter, zweischneidiger Hauptspitze und zwei geraden oder wenig nach vorne gekrümmten Nebenspitzen.
Der reiche Ätzdekor dieser 1673 datierten Klinge mit Delfinen, Rankenornamenten und wappentragenden Putti lässt auf eine repräsentative Nutzung schließen. Ein Wappen gehört der böhmischen Adelsfamilie von Pötting und Persing. Urban von Pötting (1567–1648) erhielt 1636 das Erbburggrafenamt von Lienz zu Lehen, das bis ins 19. Jh. in der Familie verblieb. Als Besitzer der Partisane kommen in Frage Urbans Neffe Franz Eusebius von Pötting und Persing (1627–1697), böhmischer Hof-Vizekanzler und Botschafter Spaniens, dessen Cousin Johann Sebastian Graf von Pötting und Persing (1626–1680) oder Johann Sebastians Sohn Anton Leopold, wirklicher kaiserlicher Kämmerer und Obristjägermeister des Hochstiftes Passau. Das Wappen auf der anderen Seite des Blattes ist nicht mehr lesbar.
Literatur
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Bd. 3, Leipzig 1839, S. 421.
Rudolf GRANICHSTÄDTEN-CSERVA, Die Burggrafen von Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter – heimatkundliche Beilage des „Osttiroler Bote“ vom 28.09.1960, Jg. 28, Nr. 9, [S. 3].
Thomas HÖFT u. a., Welt aus Eisen. Waffen und Rüstungen aus dem Zeughaus in Graz, Wien 1998, S. 214.
Rudolf Johann MERAVIGLIA-CRIVELLI (Bearb.), J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch in einer neuen, vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage, Bd. 4, Abt. 9 Der Böhmische Adel, Nürnberg 1886, S. 156–157 und Taf. 71.
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 15, Leipzig 1908, S. 472.
Richard SCHOBER (Bearb.), Regesten des Stadtarchivs Lienz (Tiroler Geschichtsquellen 5), Innsbruck 1978, S. 75 und S. 84.
Kamillo TROTTER, Die Burggrafen von Lienz und zum Lueg (Schlern-Schriften 105), Innsbruck 1954, S. 42, S. 65–66 und S. 114, Taf. IV.
[Franz Eusebius Graf von Pötting und Persing] (letzter Zugriff 20.10.2021)