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Das bedrohte Paradies. Heinrich Kühn fotografiert in Farbe.

31.05.2014 – 26.11.2014

Es war Heinrich Kühn (1866-1944) aus Dresden, der die Farbfotografie nach Tirol brachte und sie hier auch im Zeitraum zwischen 1907 und 1914 experimentierte. Kühn studierte zunächst Naturwissenschaften und Medizin in Leipzig, Berlin und Freiburg. Aus gesundheitlichen Gründen wurde ihm als Studienort Innsbruck nahe gelegt, wo er seine Ausbildung zum Mediziner fortsetzte, bald aber das Studium abbrach. Sein Interesse galt der Fotografie, das er mit finanzieller Unterstützung seines Vaters ausbauen konnte. 1904 kam er in Wien in Kontakt mit Hans Watzek und Hugo Henneberg, die an Gummidrucken experimentierten. Auf der Internationalen Ausstellung für Amateur-Photographie zeigte Kühn in Berlin seine Arbeiten, die zum Ausstellungsmagneten avancierten. Kühn entwickelte einen besonderen Zugang zur Fotografie, er arbeitete am Zurücknehmen des Bildausschnitts und an der feinen Abstufung der Tonwerte zwischen Hell und Dunkel. Seine Kunst war auf Ausstellungen in Dresden, Berlin, Wien, Rom und in den USA gefragt.

Über Alfred Stieglitz lernte Kühn 1907 die von den Gebrüdern Lumière in Paris entwickelten Autochromplatten kennen. Mit diesen konnte ein Farbpositiv mit einer einzigen Aufnahme erzeugt werden. Neben dem Piktorialisten Stieglitz arbeiteten Edward Steichen, Frank Eugene und eben Kühn an ersten Experimenten. Noch im selben Jahr brachte Stieglitz das Ergebnis des Tutzinger Arbeitstreffens zu einer Ausstellung nach New York. Die Wirkung der Glasplatten kam der eines pointilistischen Werks sehr nahe.

Gerade in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg laborierte Kühn in Tirol, fing dabei Motive der Landschaft und Porträts ein. Häufig sind es Kinderbildnisse, nicht selten im verlorenen Profil, die eigene Familie. In der Kombination der Kleiderfarben schuf er reduzierte Werke, die die Prinzipien der Neuen Sachlichkeit vorwegnahmen. Die Komposition verlangte nach gestellten Motiven, nach ausgefeilten Farbstudien. Man spricht von einer Reduktion auf das Wesentliche, von subtiler Lichtgebung, von einem ausgewogenen Gespür für Ausschnitte. Die Unschärfe kam als stilbildendes Mittel zum Tragen. Kühn selbst definierte Fotografie wie folgt: „Unter Photographie versteht man eine in lückenlos ineinander fließenden Tönen ausgedrückte bildliche Darstellung, hervorgerufen oder vermittelt durch Wirkungen des Lichts“. Die künstlerische Beschäftigung mit der Fotografie hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. In den Jahren danach griff er zur Feder. Er verfasste Bücher und zahlreiche Fachartikel und gab sich der technischen Forschung der Fotografie hin.

Kühn kann wirklich als Pionier der künstlerischen Farbfotografie bezeichnet werden. Die außergewöhnliche Bedeutung seiner Farbfotografie ist im internationalen Kontext sehr hoch.

Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, in annähernd 40 Autochromen und farbechten Wiedergaben den Anfängen der Farbfotografie in Tirol nachzuspüren. Die Farbautochrome werden auch erstmals in Südtirol gezeigt. Dies ist nur dank der engen Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbibliothek möglich, die fast zwei Drittel des Autochrome-Bestandes Heinrich Kühns besitzt.

Zur Ausstellung entsteht ein Film von Markus Heltschl mit dem selben Titel.

Mit freundlicher Unterstützung der Österreichischen Nationalbibliothek, der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturabteilung des Landes Tirol und der Firma Durst.

Der Gesang des Todes. Robert Musil und der Erste Weltkrieg.

09.08.2014 – 30.11.2014

Im Sommer 1914 wurde Robert Musil wie viele Schriftsteller und Intellektuelle vom »Mobilisierungserlebnis« mitgerissen. Er meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Stationiert an der österreichisch-italienischen Grenze, nahm er an militärischen Einsätzen in Südtirol und am Isonzo teil. Später arbeitete er als Redakteur für Militär-Zeitungen, 1916 zunächst für die „Tiroler Soldaten-Zeitung“ in Bozen, 1918 für die „Heimat“ im Kriegspressequartier in Wien.

In der Ausstellung werden nicht nur die biografischen Stationen und historischen Hintergründe gezeigt, sondern auch, wie der Autor die eigene Kriegserfahrung im Werk verarbeitet hat. Neben verfremdeten und verdichteten Kriegsbildern in Musils Prosa geben Tagebücher und Briefe Einblicke in die Lebensbedingungen im Krieg.Auch Künstler wurden zur Ausschmückung der „Tiroler Soldaten-Zeitung“ geladen. Die Ausstellung in Schloss Tirol erweitert jene im Münchner Literaturhaus gerade um diese Variante, die von Carl Kraus bearbeitet wurde: Innerhalb der „Literarischen Beilage“ arbeiteten als Illustratoren der Kriegspropaganda auch „Kriegsmaler“ und Fotografen mit. Insgesamt 45 Künstler waren daran beteiligt. Herausragend bleiben Albin Egger-Lienz, Artur Nikodem, Hans Josef Weber-Tyrol, der gebürtige Sarntaler Heinrich Told, der Brixner Josef Durst, der Oberinntaler Thomas Riss und der Trentiner Franz Ferdinand Rizzi. Die Bildmotive reichen von den Porträts der Militärführungsriege bis hin zu jenem des Bergführers Sepp Innerkofler, letzteres von Franz von Defregger. Der Alltag der Soldaten ist weiter Thema, Soldaten beim Abfassen der Heimatbriefe, Soldaten im Feld, oder einfach Landschaften. So hielt Rizzi die Kriegsschauplätze im Trentino fest und schuf eine Reihe von Soldatenporträts, skizzierte Feldmessen und Friedhöfe. Auch Josef Durst widmete sich verstärkt dem Porträtfach. Das Thema „Skiwacht in den Dolomiten“ verbindet Kriegsdienst mit dem erst später populär gewordenen alpinen Sport. Der Erlös von Ignaz Stolz’ „Tiroler Soldatenmadonna“ kam der Kriegshilfe zugute.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog und ein Faksimile der Erstausgabe „Die Portugiesin“ mit einem Nachwort von Dr. Karl Corino. Beide sind im Museumsshop erhältlich.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus München.