Bleibulle des Dogen Leonardo Loredan (1434–1521)
Venedig, 1501–1520
Die Bleibulle zeigt die Amtsübergabe an den Dogen Leonardo Loredan durch den hl. Markus, den Patron der Seerepublik Venedig. Der Doge steht rechts vom Heiligen, im Profil ist die typische Dogenmütze zu erkennen, wie sie Giovanni Bellini im bekannten Porträt des Dogen mit ins Bild brachte.
In einer Zeit, in der die meisten Menschen nicht schreiben und lesen konnten, bezeugte das Siegel des Ausstellers die Echtheit einer Urkunde. Die Siegelbilder waren auf den Aussteller und seine Funktion angepasst. So hatte etwa ein Fürstbischof mit kirchlichen und weltlichen Befugnissen mindestens drei Siegel: als Privatmann und Mitglied einer Familie, als geistliches Oberhaupt eines Gebiets und als Landesfürst. Siegelstempel und Siegelringe wurden gewöhnlich nach dem Tod des Besitzers vernichtet.
Zum Siegeln verwendete man je nach eigener Position und Inhalt des Dokuments Wachs in verschiedenen Farben, ab dem 16. Jh. auch Siegellack. Bullen bestehen dagegen aus Gold, Blei und selten Silber. Sie wurden vor allem von den Päpsten und den römisch-deutschen Kaisern verwendet. Die Dogen Venedigs zeigten durch die Wahl ihres Siegelmaterials, dass sie sich in politischer Hinsicht ebenbürtig sahen.
Leonardo Loredan stand der Lagunenstadt 1501–1521 als Doge vor. In seine Amtszeit fallen die kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Liga von Cambrai und damit auch mit Kaiser Maximilian I. Unter Loredan wurde die Vormachtstellung Venedigs gebrochen, wenn auch die größten Teile der Terraferma gehalten werden konnten. Am Ende seiner Amtszeit hinterließ er seinem Nachfolger, dem Feldherrn Andrea Gritti, eine hochverschuldete Stadt.
Inschriften: Avers: „[LEO] / NARDVS / [L]AVREDANVS / DEI GRA(tia) DVX / [V]ENETIAR(um) / E T C“; Revers: „S(anctus) . M(arcus) . VENET / […]“