Porträtsiegel der Margarete von Tirol
Wien, Jänner 1363 (?)
Das Siegel zeigt das einzige zeitgenössische Bild der Tiroler Landesfürstin Margarete. Es ist augenscheinlich ein Idealporträt und bildet die Vorlage zahlreicher späterer Bildnisse, die Margarete als elegante Dame in höfischer Tracht zeigen und neben den karikaturenhaft verzerrten Darstellungen den zweiten Typus der bildlichen Überlieferung der Fürstin darstellen. Das Siegelbild nahm vor allem Einfluss auf das Ölportrait in der Ambraser Sammlung aus dem 16. Jh. (KHM Inv.-Nr. 4395). Auch die Darstellung Margaretes im Spanischen Saal in Schloss Ambras nimmt darauf Bezug.
Das Siegel zeigt eine ganzfigurige Darstellung der Herzogin. Sie steht unter einem Baldachin und hält in der einen Hand das ererbte Wappen Tirols, in der anderen das erheiratete Wappen von Bayern. Margarete hatte sich 1342 entgegen den Regelvorgaben der Kirche mit Ludwig „dem Brandenburger“ vermählt. Das Wappen des Herzogtums Kärnten, welches ihr nominal zufiel, vor allem aber ihrer Geburt als Tochter Herzog Heinrichs, befindet sich am unteren Rand des Siegels. In der Umschrift führt die Regentin den Titel einer Markgräfin von Brandenburg, der Begriff „senior“ lässt sie von der gleichnamigen Witwe nach dem Tod Meinhards III. unterscheiden. Das Siegel steht den Prachtstücken der Sphragistik aus der Zeit der frühen Habsburger nahe. Das große Regentensiegel Margaretes wurde notwendig, als sie nach dem plötzlichen Tod ihres Sohnes Meinhard III. am 13. Jänner 1363 die Regentschaft über Tirol antreten musste.
Umschrift: in gotischer Majuskel zwischen Perllinien „S(igilvm) · MARG(are)TE · SENIOR(is) · DVCISSE · BABAR/IE / ET / KARINTIE · CO(m)ITISSE · TYROL(is) ETC“.
Literatur
Julia HÖRMANN-THURN UND TAXIS (Hg.), Margarete Gräfin von Tirol/Margareta Contessa del Tirolo (Ausst.-Kat. Südtiroler Landesmuseum Schloss Tirol 30.06. – 19.11.2007), Schloss Tirol 2007, S. 40, Kat.-Nr. 1.10.