Brigantine
Schloss Tirol, Mitte bis 2. H. 14. Jh.
Das Fragment gehört zum unteren Rückenteil einer Brigantine. Bei einem solchen Schuppenpanzer sind kleine Horn- oder Metallplättchen einander überlappend beweglich an der Innenseite eines Trägermaterials (Leder oder Stoff) fixiert. Dieses ist außen häufig mit einem Samt- oder Seidenstoff überzogen. Niete aus Eisen oder Buntmetall halten die Schichten zusammen und bilden dekorative Muster an der Außenseite. Abgesehen von den Nieten sind diese Panzerhemden auf zeitgenössischen Darstellungen kaum von einem normalen Obergewand zu unterscheiden.
Die Textilschicht dieser Brigantine besteht aus gelb gefärbter Seide an der Sichtseite, ungefärbtem Leinen als Hauptträger und rot gefärbtem Leinen als Futterstoff. Die Messingniete bilden an der Außenseite Muster. Den oberen Rückenbereich schützte vermutlich eine einzelne große Eisenplatte.
Brigantinen kamen Mitte des 14. Jh. in Italien auf, Brustpanzer aus dieser Zeit haben sich aber kaum erhalten. Dieses Fragment wurde in der sogenannten Krypta von Schloss Tirol in einem Gerüstloch gefunden. Die Krypta diente seit dem Ende des 13. Jh. als Lagerraum und Waffenkammer.
In den 1730er Jahren durften Besucher der Burg ein Panzerhemd, einen Helm und ein Schwert bestaunen, von denen man erzählte, sie hätten Gräfin Margarete von Tirol (1318–1369) gehört. Der Zusammenhang mit Margarete ist nicht belegbar, die Objekte selbst sind heute verloren – oder doch nicht?
Literatur
STADLER Harald, Die Brigantine von Schloss Tirol in ihrem waffenhistorischen Kontext/La “brigantina” di Castel Tirolo nel contesto delle armi del sui tempo, in: Landesmuseum Schloss Tirol (Hg.), Das Brigantinen-Symposium auf Schloss Tirol/Il simposio sulla brigantina a Castel Tirolo (Bauforscherbroschüre Heft 3/Quaderno 3), Schloss Tirol 2004, S. 20–31.
TRAPP Oswald, Tiroler Burgenbuch. Bd. 2 Burggrafenamt, Bozen/Innsbruck/Wien (3. Auflage) 1980, S. 92.